Auswahlverfahren mit Kunst im öffentlichen Raum NÖ für zwei Kunstwerke im Altoona-Park

 

Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich und KinderKunstLabor jurieren gemeinsam mit Kindern zwei Kunstwerke für den Altoona-Park.

Zum ersten Mal wurde ein Auswahlverfahren für Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich unter Beteiligung und Mitbestimmung von Kindern durchgeführt. Christine und Irene Hohenbüchler sowie Andrea Maurer gewinnen den Wettbewerb.

Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich (KOERNOE) und das KinderKunstLabor kooperieren erstmals im Rahmen eines neu entwickelten Verfahrens zur Auswahl von zwei Kunstwerken für den Altoona-Park in St. Pölten. Die Kinderbeirät:innen der Otto-Glöckel-Volksschule und der Sportmittelschule St. Pölten sowie die Teilnehmer:innen der Kunstideenwerkstatt des KinderKunstLabors wurden dabei nicht nur aktiv in den Auswahlprozess eingebunden. Vielmehr bildeten jeweils drei Schüler:innen beider Schulen gemeinsam mit dem Gutachter:innen-Gremium von KOERNOE und Vertreter:innen des KinderKunstLabors die Jury. Wenn 2024 das KinderKunstLabor in einem neuen Gebäude von Schenker Salvi Weber Architekten eröffnet, verwandelt sich der umliegende Altoona-Park zu einem sinnlich erfahrbaren Kunst-, Bewegungs- und Erlebnisort. Die beiden ausgewählten Kunstwerke werden bis dahin umgesetzt und in die Gestaltung integriert. Gewinnerinnen des Wettbewerbs sind die Künstlerinnen Christine und Irene Hohenbüchler sowie Andrea Maurer. 

 

Workshop von Andrea Maurer mit den Kinderbeirät:innen der Otto Glöckel Volksschule.
Workshop von Andrea Maurer mit den Kinderbeirät:innen der Otto Glöckel Volksschule. Credit: Max Kropitz

Besonderer Auswahlprozess

Das Verfahren zur Beteiligung und Mitbestimmung von Kindern zur Jurierung von Kunst im Öffentlichen Raum wurde von Beginn an klar strukturiert und transparent vermittelt. 75 Kinder zwischen fünf und dreizehn Jahren setzten sich mit zeitgenössischer Kunst auseinander. Der Prozess entfaltete auch für beteiligte Erwachsene – Eltern, Pädagog:innen, Expert:innen und Künstler:innen – neue Perspektiven.

01 Vorauswahl 

Das Gutachter:innen-Gremium von Kunst im Öffentlichen Raum Niederösterreich und das KinderKunstLabor einigten sich gemeinsam auf zunächst acht künstlerische Positionen. 

02 Auswahl der Künstler:innen für den Wettbewerb

Im Laufe von vier Monaten lernten die Kinder in elf Workshops diese acht Positionen kennen. Am Ende dieser ersten Phase wählten sie jene Künstler:innen aus, die für die weitere Erarbeitung eines Entwurfs eingeladen wurden: Daniela Brasil, Peter Fritzenwallner, Christine und Irene Hohenbüchler sowie Andrea Maurer. 

03 Workshops mit den Künstler:innen

Während der Workshops trafen die Kinder die Künstler:innen und konnten sich kritisch und künstlerisch mit ihren Positionen auseinandersetzen. Gleichzeitig erhielten die Künstler:innen einen Einblick in die Überlegungen, Wünsche und Zugänge der Kinder.

04 Jurierung und Auswahl von zwei Sieger:innen-Entwürfen

Am 1. Juli 2022 präsentierten die Künstler:innen ihre Entwürfe den Kindern. Ajaat Inalova, Arin Berk, Emilia Bosch, Josefine Kerl, Lilaf Majidaldin, Marjam Borshikova, Mudasar Alikhel, Yaser Nabizoda und Yusuf Kholidzada konnten sich einen ersten Eindruck verschaffen. Eine Woche später fand am 8. Juli die abschließende Sitzung gemeinsam mit dem Gutachter:innen-Gremium von KOERNOE statt. Die Kinder ergänzten mit zwei Stimmen die neunköpfige Jury.

Für ihre Jurytätigkeit erhielten sie jeweils 40 Euro Sitzungsgeld in Form von stp*Gutscheinen sowie eine Urkunde, die von Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau Niederösterreich, und Matthias Stadler, Bürgermeister St. Pölten, unterzeichnet wurde. 

Siegerinnen-Entwürfe

Die beiden Siegerinnen-Entwürfe werden bis zur Eröffnung des KinderKunstLabors im Jahr 2024 im Altoona-Park in St. Pölten umgesetzt. 

Andrea Maurer gewann mit ihrem Beitrag „Buchstabentheater“ – eine begehbare Buchstabenskulptur in Form eines „A“, die nach allen Seiten hin offen ist und vielfältige Wahrnehmungs- und Interaktionsmöglichkeiten bietet. So birgt das Innenleben ein schmiegsames „J“, das als Stütze und Sitzgelegenheit dient, und einen halbdurchsichtigen Spionspiegel, der außen und innen umkehrt. Ob beobachtend, spielend oder tastend: Das „Buchstabentheater“ lädt ein, um behaust und umrundet, begriffen und bespielt zu werden – nicht zuletzt – um zu erkunden, wie Sprache unsere Wahrnehmung formt. Es ist ein Buchstabe, der keine Vorschriften macht. Andrea Maurer (*1978 in Salzburg) lebt und arbeitet als bildende Künstlerin, Performerin und Choreografin in Wien. In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich mit Sprache und Texten, Wörtern und Buchstaben.

Entwurfsmodell "Buchstabentheater" von Andrea Maurer.
Entwurfsmodell Buchstabentheater von Andrea Maurer.

Das zweite Projekt, das die Jury überzeugte, ist das organisch anmutende Objekt „Co:Co“ von Christine und Irene Hohenbüchler. Der Name stammt von den Kindern der Kunstideenwerkstatt. Basierend auf Zeichnungen und den Wünschen der Kinder an den Altoona-Park entwarfen die Künstlerinnen eine höhlenartige Skulptur, die gleichzeitig wie ein tierhaftes Wesen erscheint. Sie bietet Einblicke und Ausblicke, ein Spiel mit Innen und Außen, Versteck und Schutz. Die Zwillingsschwestern Christine und Irene Hohenbüchler (*1964 in Wien) arbeiten in unterschiedlichen Medien und gestalten unter anderem großformatige Rauminstallationen. In ihre gemeinsamen Arbeiten fließen oft die Ergebnisse offener Gestaltungsprozesse und Partizipation ein.

Zeichnung des Entwurfs "Co:Co" von Christine und Irene Hohenbüchler.
Zeichnung des Entwurfs Co:Co von Christine und Irene Hohenbüchler.

Zitate

„Gemeinsam mit Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich gelang es, einen vielstimmigen und komplexen Auswahlprozess im Kunstfeld für Kinder zu öffnen und durchzuführen. Zwei Entwürfe wurden nun für den Altoona-Park ausgewählt, der das zukünftige Gebäude des KinderKunstLabors umgibt: ‚Co:Co‘ von Irene und Christine Hohenbüchler und ‚Buchstaben-Theater‘ von Andrea Maurer. Die Resonanz der Kinder zeigt, dass die Kunstwerke unterschiedliche Anknüpfungspunkte an ihre Lebens- und Gefühlswelt bieten, sie anregen und zu eigenem schöpferischem Tun inspirieren. Der direkte Dialog mit den Künstler:innen sowie die Teilnahmemöglichkeit am Juryprozess schufen ein Zugehörigkeitsgefühl der Kinder zum Kunstfeld und bestärkten sie als ‚Kulturbürger:innen‘ in ihrem Recht auf Teilhabe an Kunst und Kultur.“

Mona Jas, künstlerische Leiterin KinderKunstLabor 

„Mit Kinder über Kunst reden. Durch Kinder einen neuen Blick auf Situationen und Prozesse erhalten. Klassische Ansätze und Zugänge kritisch hinterfragen. Gewohnte Formen der Kommunikation und Auseinandersetzung erweitern. Für die geladenen Künstler:innen wie für das Team von Kunst im öffentlichen Raum war es ein spannender und bereichernder Austausch mit den vielen beteiligten Kindern und dem Team des KinderKunstLabors über die letzten Monate zusammen zu arbeiten und neue Herangehensweisen zu erkunden. Wir freuen uns über die ausgewählten Projekte, die nun im Altoona-Park umgesetzt werden und auf den weiteren Dialog mit allen Beteiligten.“

Katrina Petter, Leiterin Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 

Der Altoona-Park 2024

Bei der Gestaltung des Parks – benannt ist er nach Altoona in Pennsylvania, einer Partnerstadt St. Pöltens – finden vielfältige Bedürfnisse Niederschlag. Gemeinsam mit Kindern entwerfen Künstler:innen, Landschaftsplaner:innen und Designer:innen einen sinnlich erfahrbaren Kunst-, Bewegungs- und Erholungsraum für alle. So entsteht aus der 6.200 Quadratmeter großen Fläche ein neuer Quartierspark für St. Pölten. Eine große Grünanlage – und damit wichtiger Naturraum in der Stadt – umgibt den 740 Quadratmeter großen Neubau des KinderKunstLabors.

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